Finanzielle Unterstützung und Begleitung erhalten Kooperationen zwischen Sportvereinen und Kindergärten durch das Projekt BAERchen von der Bayerischen Sportjugend und ihrem Kooperationspartner dem BKK Landesverband Bayern. Der TSV Alling hat im September 2020 eine BAERchen-Kooperation mit dem Pfarrkindergarten Alling gestartet. Übungs- und Abteilungsleiterin Annette Seelmann-Eggebert erzählt über ihre Erfahrungen.
Keine Sportstunden, kein Vereinssport, keine Bewegungsangebote im Kindergarten. Aufgrund der Pandemie ist das Bewegungsangebot von Kindern teilweise auf null zurückgeschraubt worden. Viele Mitgliedschaften in den Sportvereinen wurden gekündigt. Diesem Problem will der Freistaat nun mit Bewegungsförderung von Kindern begegnen und die Rückkehr in den Sport unterstützen. Alle Grundschüler des Schuljahres 2021/22 erhalten einen Gutschein über 30 Euro, der bei Neueintritt in den Sportverein, eingelöst werden kann.
Um Kinder für den Sport und damit auch den Sportverein zu begeistern, ist es sinnvoll, bereits im Kleinkindalter mit aktiver Bewegungsförderung zu beginnen. Damit möglichst in jungen Jahren der Weg zu regelmäßiger Bewegung geebnet wird, sind Kooperationen zwischen Sportverein und Kindergarten von enormer Bedeutung. Durch dieses Netzwerk werden alle Kinder bewegt und dem Sportverein eröffnet sich eine Vielzahl an potenziellen Neumitgliedern.
BSJ: Frau Seelmann-Eggebert, warum haben Sie sich 2020 für eine Teilnahme am Projekt BAERchen entschieden?
Annette Seelmann-Eggebert: Das Schul-/Kindergarten-Jahr 2020/2021 ist durch die Coronakrise gewiss kein “normales” Jahr gewesen. Sport war erst ab dem Sommer 2020 und nur mit vielen Auflagen und Einschränkungen möglich. Viele Bewegungsangebote, vor allem für die jüngeren Kinder, mussten aufgrund der Abstandsregelungen ausgesetzt und Gruppengrößen reduziert werden. Trotz dieser Widrigkeiten haben wir einen Weg gesucht, die Kleinen zu bewegen. Wir haben hierbei festgestellt, dass im Kindergarten die nötigen Rahmenbedingungen vorhanden sind.
Da in unserer Gemeinde für den Kindergarten bereits Hallenzeiten reserviert sind, wollten wir diese Möglichkeit nutzen, um wenigstens den in festen Gruppen organisierten Kindern weiterhin eine regelmäßige Sportstunde zu bieten und so dem Totalausfall von Bewegung entgegenzuwirken. Wir waren dann sehr dankbar, durch das Projekt BAERchen eine finanzielle Unterstützung für unser Vorhaben gefunden zu haben.
BSJ: Wie ist Ihre Erfahrung in Bezug auf die Kooperation mit dem Kindergarten?
Der Kindergarten und unser Verein arbeiten wunderbar zusammen. Die Idee der BAERchen-Kooperation wurde mit großer Begeisterung aufgenommen, zumal für den Kindergarten keine Kosten anfallen und alle Kinder davon profitieren. Eine sportlich engagierte Erzieherin unterstützt mich bei der Durchführung der BAERchen-Stunden und wir profitieren beide ebenso durch Kompetenzerweiterung von dieser Zusammenarbeit.
BSJ: Welche Beobachtungen haben sie bei den Kindern gemacht?
Seelmann-Eggebert: Wir konnten im vergangenen Herbst tatsächlich nur zwei BAERchen-Stunden durchführen, dann kam der Lockdown. Dieses monatelange “Eingesperrt sein” hat die Jüngsten unserer Gesellschaft besonders hart getroffen. Als wir nun nach den Pfingstferien 2021 wieder mit BAERchen-Stunden starten durften, waren die Kinder mit einer Begeisterung und einem Feuereifer dabei, die kaum zu beschreiben sind. Ein nicht zu vernachlässigender Vorteil von BAERchen ist, dass die Bewegungsstunden am Vormittag stattfinden können, wenn die Kinder noch ausgeruht sind.
BSJ: Warum führen Sie die Kindergartenkooperation auch im Jahr 2021 fort?
Seelmann-Eggebert: Ein Punkt ist sicherlich der monatelange Lockdown, der unser Vorhaben ausgebremst hat. Aber der entscheidendste Grund für die weitere Zusammenarbeit ist die Begeisterung der Kinder in den BAERchen-Stunden. Die Motivation der Kinder Neues auszuprobieren, Altbewährtes neu zu entdecken, sich zu trauen, allein und in der Gruppe, ist schier unerschöpflich. Der Spirit der Kinder, die Dankbarkeit, Motivation und Begeisterung haben uns sprichwörtlich selbst „erfasst“. Um den Kindern gerecht zu werden und Fortschritte durch Regelmäßigkeit zu erzielen, bedeutet das natürlich eine Beständigkeit und Verbindlichkeit in der Kooperation.
BSJ: Wie können Vereine von Kooperationen mit Bildungseinrichtungen profitieren?
Seelmann-Eggebert: Hier ist zunächst einmal die Gewinnung von neuen Mitgliedern zu nennen. Durch die Kooperation mit einem Kindergarten hat der Verein die Möglichkeit, mit vielen Kindern und Familien in Kontakt zu treten. Alle Kindergartenkinder können dadurch Vereinsluft schnuppern. Durch die Vielfalt der BAERchen-Stunden können die Kinder auf ein Repertoire von Bewegungserfahrungen zurückgreifen, was sicherlich dazu beiträgt, dass jedes Kind die eine Sportart findet, die es im Verein gerne weitermachen würde.
Zudem haben Vereine eine soziale Funktion. Gerade für „Dorf“-Vereine ist diese gesellschaftliche Verantwortung nicht wegzudenken. Man ist füreinander da, tauscht sich gegenseitig aus und hilft sich in besonderen (Not-)Situationen. Es ist also auch eine Frage der Reputation des Vereins. Und schließlich bieten die Fördergelder im Projekt BAERchen, die im Vergleich zur “normalen” Aufwandsentschädigung für Übungsleiter hoch sind, einen zusätzlichen Anreiz.
BSJ: Was können Sie noch unentschlossenen Vereinen raten?
Seelmann-Eggebert: Sich unbedingt trauen – diese Kooperation ist für alle, die gern mit Kindergartenkindern arbeiten und die selbst noch ein Stück Kind sind, absolut zu empfehlen. Auch sichern Kooperationen mit Bildungseinrichtungen die Zukunft des Kinder- und Jugendsports im Sportverein. Je früher der Sportverein in Kontakt mit einem Kind tritt, desto besser die langfristige Bindung. Diese Art der Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Sportverein macht einfach riesigen Spaß!